Das alternative Heimatbuch

Auch unsere 5. Marpinger Mühlengespräche, seit 2006 zusammen mit der Gemeinde durchgeführt, bereicherten wiederum das kulturelle Leben Marpingens in besonderem Maße. Der St. Wendeler Autor Dr. Alfons Klein las vor gut 30 Zuhörer(innen)n aus seinem autobiografischen Buch "Kriegskinder".

2011 11105Mühlengespr1011110003Sein "Alter Ego Felix", geboren 1935, schildert darin seine Empfindungen und Eindrücke während der Kriegsjahre und fragt später in der Nachkriegszeit sein Umfeld kritisch danach aus, was denn da alles in der Nazi-Zeit geschehen ist und wieso es so und nicht anders geschehen ist. Z.B. in der Erzählung "Die Nazis, die Juden und die Stadt" sinniert er: "Was ist alles, denkt Felix, im Schatten des Domes, wie man so sagt, geschehen! Er hat dagestanden, als in der Nähe die Synagoge brannte, er hat dagestanden, als auf dem Schlossplatz die Parteibonzen ihre wahnsinnigen Reden hielten und das Siegheilgeschrei aufbrandete, er hat dagestanden, als sie eines frühen Morgens die alte Frau Berl mit ihrem Stern am Mantel abholten. Es ist ihm einen Augenblick so, als träfe ihn das Licht von einem anderen Stern und aus einer anderen Zeit, ein glühendes, blutiges Licht, das vor über 50 Jahren von diesem Stern ausging und einen jetzt trifft, ein Licht, das die Vergangenheit mit der Gegenwart verbindet und einem deutlich macht, 2011 11105Mühlengespr1011110007dass die Zeiten nicht einfach so vergehen und vorbei sind." Die anwesenden Zuhörer(innen), manche ebenfalls in den 1930ern geboren, nutzten zahlreich die Möglichkeit der Diskussion und des Austausches, so dass für viele dieser Abend lange in Erinnerung bleiben wird.