Das alternative Heimatbuch

Auch unsere 6. Marpinger Mühlengespräche, zusammen mit der Gemeinde durchgeführt, zogen im voll besetzten Kulturzentrum "Alte Mühle" die 2012 0926MarpMühlengespr260910006Besucher(innen) wieder in ihren Bann. Zum Thema "Unsere vergessenen Nachbarn - Jüdisches Leben in Sötern und Bosen" referierten die beiden Autor(inn)en Eva Tigmann und Michael Landau aus ihrem gleichlautenden Buch.

Schon vor fast 3 Jahrhunderten siedelten sich die ersten jüdischen Bewohner in Sötern und Bosen im damaligen Fürstentum Birkenfeld an. Und auch schon damals konnte man antisemitisches Verhalten in der Mehrheitsgesellschaft feststellen. So waren die jüdischen Händler und Hausierer verhältnismäßig oft Opfer der Ende des 18. Jahrhunderts agierenden Schinderhannesbande und ihre christlichen Nachbarn halfen fast nie bei Überfällen. Um 1850 wohnten ca. 400 Juden dort bei einer Gesamteinwohnerschft von 2000. In beiden Orten gab es je eine Synagoge und eine Mikwe, das jüdische Ritualbadehaus, wovon man heute aber keine Spuren mehr findet. 2012 0926MarpMühlengespr260910001In Sötern und Gonnesweiler kann man heute noch die jüdischen Friedhöfe besuchen, wobei der Söterner Friedhof wahrscheinlich der älteste im Saarland ist. Ab Ende der 1890er Jahren konnte sich die jüdische Bevölkerung immer mehr integrieren und fühlte sich von der christlichen Mehrheit akzeptiert. Das währte ab nicht lange, denn mit Beginn der Nazi-Herrschaft 1933 wurde auch in diesen Dörfern das jüdische Leben zielgerichtet zerstört und ausgerottet. In Bosen und Sötern brannten im November 1938 die Synagogen und die Friedhöfe wurden geschändet. Bis Mitte 1942 waren alle jüdischen Bewohner(innen) aus der heutigen Gemeinde Nohfelden vertrieben und deportiert. Mehr als 130 wurden in deutschem Namen in den Vernichtungslagern ermordet. Heute findet man, wie in den meisten Orten mit jüdischer Bevölkerung, so gut wie keine Spuren mehr von dieser Kultur. Sie ist für immer verloren.