Das alternative Heimatbuch

Dass der verbrecherische Nazi-Staat nicht nur irgendwo in Deutschland Erfolg bei den Menschen hatte, sondern auch überall vor Ort in den Dörfern und Städten in der Provinz, können Sie unter diesem Menüpunkt "Marpingen" lesen. So gut wie die gesamte Bevölkerung war dem "Nazi-Virus" verfallen. Einige Geschichten und Geschehnisse, die sich in Marpingen während der Nazi-Zeit ereignet haben und die Sie hier nachlesen können, zeigen das anschaulich auf. Marpingen ist dabei sicher kein Einzelfall, sondern solche oder ähnliche Dinge haben sich bestimmt auch in vielen anderen Ortschaften und Gemeinden abgespielt. "Schreckliche Geschichten", von denen man heute meist nichts mehr wissen will.

Marpingen gehörte damals wie heute zum Kreis St. Wendel im Saarland, damals noch Saargebiet, der verwaltungsmäßig in die vier Bürgermeistereien Kreisstadt St. Wendel, St. Wendel-Land, Namborn und Alsweiler aufgeteilt war. Große Teile des heutigen Kreises, wie die Gemeinden Nohfelden, Nonnweiler und Tholey, zählten damals nicht zum Kreis.

Plan Marpingen 1935

(Der Kreis St. Wendel zur Völkerbundszeit, Quelle: Marpingen und der Kreis St. Wendel unter dem Hakenkreuz)

Marpingen war der größte Ort der Bürgermeisterei Alsweiler, zu der noch die Orte Alsweiler und Urexweiler (beide heute Ortsteile der Gemeinde Marpingen) sowie Winterbach, Bliesen, Oberthal, Gronig und Güdesweiler zählten. Der heutige Ortsteil Berschweiler war nicht Teil der Bürgermeisterei Alsweiler, sondern gehörte zur Bürgermeisterei Eppelborn und somit zum Kreis Ottweiler.
Außer in der Bürgermeisterei St. Wendel Land, wo es in den Dörfern starke evangelische Gemeinden gab, und der Anteil der Katholiken gerade einmal etwas mehr als ein Drittel der Bevölkerung ausmachte, findet man im gesamten Kreis St. Wendel eine gewaltige Mehrheit der Katholiken. In den Bürgermeistereien Alsweiler und Namborn beträgt ihr Anteil fast 100 %, in der Kreisstadt immerhin 87 %.

Die Verteilung der Religionen in der damaligen Bürgermeisterei Alsweiler zeigt die folgende Übersicht: Religionszugehörigkeit in den Dörfern der Bürgermeisterei Alsweiler gem. der Volkszählung vom 25.07.1935

Dörfer

Einwohnerzahl

römisch-kath.

evangelisch

jüdisch

ohne Religion

absolut

%

absolut

%

absolut

%

absolut

%

   

Alsweiler

1.738

1.736

99,9

1

0,05

-

-

1

0,05

   

Bliesen

2.297

2.293

99,8

4

0,02

-

-

-

-

   

Gronig

1.039

1.038

99,9

1

 

-

-

-

-

   

Güdesweiler

844

843

99,9

1

0.01

-

-

-

-

   

Marpingen

3.178

3.172

99,8

5

0,15

1

0,05           -   -    

Oberthal

2.109

2.101

99,6

5

0,25

3

0,15

-

-

   

Urexweiler

2.236

2.178

97,4

58

2,60

-

-

-

-

   

Winterbach

1.475

1.469

99,5

6

0,40

-

-

-

-

   

 

14.916

14.830

99,4

81

0,55

3

0,03

2

0,02

   


Außer in Urexweiler gab es in keinem Ort der ehemaligen Bürgermeisterei Alsweiler mehr als sechs Protestanten. So gut wie die gesamte Bevölkerung war also katholisch. Dies verhinderte in unserer Gegend bis Frühjahr 1933 erfolgreich ein Eindringen des Nationalsozialismus in die Politik. War doch bis dahin für einen Katholiken die Zugehörigkeit zur NSDAP verboten und Mitgliedern der Nazi-Partei wurden die Sakramente und eine kirchliche Beerdigung verweigert.
Das änderte sich aber schon kurz nach der Machtübertragung an Hitler und auch die Verkündung des Ermächtigungsgesetzes vom 23. März 1933 oder der reichsweite Boykott jüdischer Einrichtungen im Reich am 1. April 1933 oder die Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 verhinderten den Sinneswandel der katholischen Amtskirche nicht. In den Hirtenbriefen vom 28. März 1933 und vom 8. Juni 1933 wurden alle Sanktionen aufgehoben und die bestehende Obrigkeit bejaht. Jetzt konnten sich auch die Katholiken im damaligen Saargebiet ohne schlechtes Gewissen den Nazis anschließen. Das Ergebnis der Saarabstimmung vom 13. Januar 1935 hat dies eindringlich bestätigt.

In Marpingen wurden schon lange vor der Abstimmung NSDAP-Ortsgruppen gebildet. Im Hauptort selbst am 01. Mai 1933 und in Urexweiler am 01. Juni 1933. In Alsweiler wahrscheinlich am 01. August 1933. Berschweiler war eine Ortszelle von Dirmingen, wo sich die NSDAP am 01. Juni 1932 gegründet hatte.
Die Ortsgruppe Marpingen der NSDAP entwickelte sich schnell zur wahrscheinlich zweitgrößten Parteigliederung im Kreis nach St. Wendel. Als eine der ganz wenigen im Saarland ist die Mitgliederliste der NSDAP Marpingen, die bis 1940 geführt wurde, erhalten geblieben. Daraus geht hervor, dass bis Oktober 1940 143 Mitglieder geführt wurden.

Klicken Sie auf die nebenstehenden Menüpunkte, und Sie erfahren Einiges über "Marpingen unter dem Hakenkreuz".

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