Die erste Ortsgruppe der NSDAP im Kreis wurde schon 1930 in der Kreisstadt St. Wendel ins Leben gerufen. Der erste Ortsgruppenleiter war der Hüttenarbeiter Josef Egler aus Alsfassen. Darüber wie sich die NSDAP in der Stadt und im Kreis weiter entwickelte, ist nur wenig bekannt.
Zum 31.12.1937 zählte man im Kreis St. Wendel 14 Ortsgruppen der Nazi-Partei. Innerhalb von 2 Jahren war die Partei von 4 auf 14 Ortsgruppen angewachsen, denn als im März 1935 die NSDAP im Saargebiet neu gegründet wurde, erhielt der Kreis zunächst nur 4 Ortsgruppen, die mit den Bürgermeistereien identisch waren.
Die Ortsgruppenleiter waren:
- Für die Stadt St. Wendel: Karl Munkes, St. Wendel, Kaiserstraße.
- Für die Bürgermeisterei Alsweiler: Hermann Schumann, Gronig.
- Für die Bürgermeisterei St. Wendel-Land: Alfred Grieb, Oberlinxweiler.
- Für die Bürgermeisterei Namborn: Jakob Schmitt, Eisweiler.
Anfang 1936 aber genügten 4 Ortsgruppen schon nicht mehr. Der Andrang in die Partei machte es notwendig, ihre Zahl zu erhöhen. An Stelle der bisherigen 4 Ortsgruppen wurden nun 14 geschaffen:
- Ortsgruppe Alsweiler (Zellen Alsweiler, Winterbach und Harschberg),
- Ortsgruppe Bliesen,
- Ortsgruppe Baltersweiler (Zellen Baltersweiler, Hofeld, Mauschbach, Eisweiler und Pinsweiler),
- Ortsgruppe Dörrenbach (Zellen Dörrenbach und Werschweiler),
- Ortsgruppe Furschweiler (Zellen Furschweiler und Roschberg),
- Ortsgruppe Marpingen,
- Ortsgruppe Niederlinxweiler,
- Ortsgruppe Namborn (Zellen Namborn und Heisterberg),
- Ortsgruppe Steinbach,
- Ortsgruppe Oberlinxweiler (Zellen Oberlinxweiler und Remmesweiler),
- Ortsgruppe Oberthal (Zellen Oberthal, Gronig und Güdesweiler),
- Ortsgruppe Urexweiler (Zellen Urexweiler und Mainzweiler),
- Ortsgruppe St. Wendel-West mit 8 Zellen.
- Ortsgruppe St. Wendel-Ost. Der Ort Urweiler, der bisher zur Ortsgruppe Namborn gehörte, kam zu St. Wendel-Ost.
Der erste Kreisleiter der NSDAP im Kreis St. Wendel 1935 war Peter Zewen, ihm folgte für 6 Monate ab April 1936 der Parteigenosse Fey, der wiederum Ende Oktober die Kreisleitung im Kreis Kusel übernahm. Nach ihm leitete der Parteigenosse Schäfer in Personalunion die Kreise Neunkirchen und St. Wendel.
Über die Mitgliederzahlen der einzelnen Ortsgruppen ist nichts bekannt. Die Mitgliedslisten wurden alle rechtzeitig vor der Besatzung durch die Alliierten sorgfältig vernichtet. Lediglich über die Ortsgruppe Marpingen, deren Mitgliedsliste durch Zufall erhalten blieb, können genauere Angaben gemacht werden.
Über die Ortsgruppe St. Wendel findet sich im St. Wendeler Volksblatt vom 26. November 1938 ein Artikel, in dem über Neuaufnahmen berichtet wurde.
„160 neue Parteigenossen" hieß es in der Überschrift. Wörtlich: „Am Freitag abend (25.11.1938) wurden 160 Volksgenossen in die Partei aufgenommen und vereidigt." In dem Artikel wurde über die Veranstaltung anläßlich der Aufnahme von 160 neuen Parteimitgliedern in die NSDAP im vollbesetzten Saalbau berichtet. Ortsgruppenleiter Kleemann eröffnete die Veranstaltung und Ortsgruppenleiter Wirth sagte u.a. in seiner Ansprache: „Wer Nationalsozialist wird, tritt nicht irgendeiner Organisation bei, sondern wird Soldat der Deutschen Freiheitsbewegung. Das bedeutet weit mehr als Beitragszahlung und Versammlungsbesuch. Er übernimmt die Verpflichtung, das eigene Ich zurückzustellen und alles, was er hat, für das Volk einzusetzen." Ein weiterer Redner, Pg. Dr. Schulz, sagte u.a. über das „Judenproblem": „Wer es nicht begreifen könne, daß nach der Bluttat von Paris anderntags in Deutschland die Fensterscheiben jüdischer Geschäfte klirrten und die Synagogen in Flammen aufgingen, der sei kein echter Deutscher."
Die Neuaufnahme geschah kurz nach der Pogromnacht vom 09. auf den 10. November, in der auch in St. Wendel die Synagoge geschändet und zerstört wurde. Dieses Ereignis hatte möglicherweise die hohe Zahl der neuen Antragsteller provoziert.
(Angelhäuser am Fruchtmarkt mit nationalstischen Parolen im Zusammenhang mit der Saarabstimmung)