Das alternative Heimatbuch

 

Eppstein(Eintrag im Adressbuch von St. Wendel von 1933)

Jakob und Laura Eppstein

Laura, geborene Lehmann, und Jakob Eppstein vor ihrer Drogerie, Balduinstraße 16

Am Samstag, dem 27. Juli 1935, fand sich im Anzeigenteil des „St. Wendeler Volksblattes" folgende Anzeige: „Geschäfts-Übernahme! Der verehrten Einwohnerschaft von St. Wendel und Umgebung zur Kenntnis, daß ich die von Herrn Jakob Eppstein betriebene Drogerie übernommen habe. Ich bitte mir beim Einkauf der einschlägigen Artikel Vertrauen entgegen bringen zu wollen. Albert Busert."
Dieser öffentlichen Bekanntmachung war der Kaufvertragsabschluss vom 10.07.1935 vor dem St. Wendeler Notar Maximilian Nikolaus Jochem voraus gegangen. Aus der Akte kann man folgende Daten entnehmen:

Verkäufer: Eheleute Jakob Eppstein und Laura geborene Lehmann in St. Wendel.
Käufer: Albert Busert, Drogist in St. Wendel.
Kaufgegenstand: Grundbuch St. Wendel, Blatt 2180, Flur 6, Nummer 434, Wohnhaus mit Hofraum, 0,84 Ar, Balduinstraße 16.
Kaufpreis:
16.000,00 Goldmark. Hiervon war ein Betrag von 14.500,00 ohne Zinsen innerhalb von vier Wochen zu zahlen. Der Kaufpreisrest von 1.500,00 Goldmark war mit 5% vom 15. Juli 1935 ab zu verzinsen und innerhalb von zwei Jahren zu zahlen.
(Quelle: "Marpingen und der Kreis St. Wendel unter dem Hakenkreuz")

Dass die Eheleute Laura und Jakob Eppstein ihre Drogerie weit unter Wert verkaufen mussten, lässt sich daraus ableiten, dass sie 1922 von der Kreissparkasse St. Wendel ein Darlehen über 80.000 Mark erhielten, das sie mit ihrem Geschäft absicherten. Geht man davon aus, dass eine Bank eine Immobilie mit nicht mehr als 50% beleiht, so kann man sich ausrechnen, das die Dogerie über 150.000 Mark wert gewesen sein muss. Die Eppsteins erlösten also gerade einmal 10% des wirtschaftlichen Wertes.

Familie Eppstein vor DrogerieDas Foto zeigt Jakob und Laura Eppstein mit Irvin, Sohn Jakobs aus erster Ehe mit Johanna Braunschweig, vor der Drogerie in der Balduinstraße 16. Jakob war in die USA ausgewandert, hatte dort Johanna Braunschweig geheiratet und die Kinder Irvin und Selma bekommen. Nach dem Tod Johannas kehrte er nach Deutschland zurück und erwarb 1922 das Anwesen Balduinstraße 16 in St. Wendel, wo er die Dogerie gründete. Nach dem Verkauf 1935 emigrierte die Familie zunächst nach Luxemburg und von dort 1939 nach TelAviv, wo Jakob und Laura Eppstein ihre letzte Ruhestätte fanden.